Liebe Freunde!
In unserem letzten Europabrief wurden Unwissen, Passivität und falsch verstandene Toleranz einer schweigenden Mehrheit als Ursachen für gefährliche Fehlentwicklungen unserer Gesellschaft beschrieben.
Wenige Tage zuvor hatte der wohl bekannteste schottische Dirigent und Komponist, James MacMillan in die gleiche Kerbe geschlagen. Bei einem Vortrag zum 30. Geburtstag der renommierten Londoner Stiftung „Sandford St.Martin Trust“ wandte er sich gegen eine „von Ignoranz getriebene Feindseligkeit gegen den Glauben“ in der Kulturelite des Westens. Wir bringen Auszüge aus diesem originellen und mutigen Text, der vollständig auf www.sandfordawards.org.uk nachgelesen werden kann.
Wir Christen wollen unsere Stimme erheben – viele andere tun es laut und effizient!
Und Europa braucht das Gebet, das uns in diesem großen Anliegen eint.
Wir wollen in dem eben begonnenen neuen Jahr mit neuem Schwung beten und handeln!
Euer Europa für Christus! –Team
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Die liberale Elite gefährdet den Pluralismus
Anmerkungen von James Mac Millan
Die Diskussion über Religion hat sich in letzter Zeit immer mehr polarisiert und zugespitzt. Der Prozess der Säkularisierung der europäischen Gesellschaft hat zur triumphalen Annahme geführt, die Kräfte des „großen säkularen Projekts“ hätten einen Krieg gewonnen. Doch die Geschichte hat die lästige Angewohnheit, sich erneut einzuschleichen und die Selbstsicheren und Überzeugten zu überfallen. Die Religion wurde noch nicht „zu Brei geschlagen“ wie es sich einige erhofft haben. Sie tritt in unserem fortschreitenden kulturellen Diskurs auf überraschend neue Weisen auf.
Hat unsere Kultur die Religion schon aufgegeben? Ganz offensichtlich nicht. Die Schärfe im Ton und die Vehemenz der Stimmen der atheistischen „Feldzügler“ kann vielmehr als wachsende Verzweiflung und panische Erkenntnis darüber interpretiert werden, dass der Glaube an Gott tatsächlich eine Konstante in der Menschheitsgeschichte ist und bleiben wird! Kämpfende Atheisten erheben entgegen der „Leben-und-leben-lassen-Variante“ ihre Stimmen, weil sie spüren, dass sie auf der Verliererstraße sind. Das Projekt, eine „säkulare Rechtgläubigkeit“ zu etablieren, ist im Begriff zu scheitern.
Bis jetzt wurde diesen „Feldzüglern“ durch starke Allianzen in den Medien ordentlich Rückenwind gegeben, doch die Herausforderung gegenüber dem Glauben bleibt schwach, denn die meisten Scharfschützen der Medien sind über ihr Zielobjekt schlecht informiert. Die meisten lautstarken Redner haben wenig echtes Verständnis von Religion und auch keine Absicht, die Mängel ihrer Recherche zu beheben. So schrieb Madeleine Bunting kürzlich im „Guardian“:
„Die Ignoranz der Medien ist bis zu einem gewissen Maß zu erwarten. Es gibt eine Trennlinie zwischen den Gläubigen und dem vorherrschenden skeptischen Säkularismus und die meisten Journalisten haben zudem ein lückenhaftes Verständnis von der Komplexität und Geschichte der Theologie die religiöse Traditionen ausmachen und noch weniger Sympathie oder Interesse, dies zu ändern.“
Dies hat für den Charakter unseres Pluralismus Konsequenzen. Die unter den säkularistischen liberalen Eliten weit verbreitete und von Ignoranz getriebene Feindseligkeit gegenüber dem Glauben läuft Gefahr, die „wertfreie Neutralität“ der Gesellschaft so zu färben, dass sie sowohl langweilig als auch naiv wird. Außerdem ist die Haltung dieser Eliten weltfremd, unattraktiv und – wie ich denke – letztlich auch unterdrückend. Ein echtes Verständnis von Verschiedenheit, welches wahren Pluralismus gedeihen lässt, ist davon bedroht, auf den kleinsten gemeinsamen Nenner der Uniformität und des Konformismus reduziert zu werden, ein Umfeld in dem jeder nicht-säkularistische Beitrag automatisch als gesellschaftlich entzweiend gilt. (…)
Im Jahr 2005 stellte eine „YouGov“ - Umfrage folgende Frage: „Würden Sie sich selber als religiös bezeichnen?“ Obwohl 71% der Bevölkerung „ja“ sagte waren nur 21% der in der Fernsehindustrie Tätigen so positiv. Wenn dies in der Fernsehindustrie der Fall ist, können wir sicher sein, dass dies auch für die künstlerischen, kulturellen und medialen Eliten gilt. Diese Menschen reden nur untereinander und haben sich gegenseitig davon überzeugt, dass der Rest des Landes so denkt wie sie. Sie liegen falsch.
Es gibt eine große Menge an anekdotischem „Beweismaterial“, welches darauf hinweist, dass sich gläubige Menschen in dieser Welt etwas unwohl fühlen. Sie sind mit Ignoranz und Vorurteilen gegenüber ihrem Glauben konfrontiert, weil Religiosität gemäß der neuen säkularen, liberalen Rechtgläubigkeit als reaktionär, bigott und engstirnig gilt. Selbstgefälliges Unwissen, grobe Vereinfachung und karikierende Beschreibungen, die als analytisches Verständnis von Religion ausgegeben werden, sind die übliche intellektuelle Währung. Wie können wir eine Brücke zu diesem wertvollen und introvertierten Milieu schlagen? Es wäre ein Desaster, wenn wir die vom Säkularismus geprägten Liberalen in ihrer wachsenden Illiberalität gewähren ließen. Die Demokratie, die sie angeblich verteidigen wollen, würde die Verbannung jeder religiösen Perspektive aus dem öffentlichen Leben nicht verkraften. Die Brücke muss von Christen und anderen gebaut werden, die den wachsend aggressiven Versuchen, ihre Stimmen zu unterdrücken, beständig widerstehen. Sie müssen weiterhin gegenüber den Mächtigen kraftvoll die Wahrheit aussprechen und ihre Einsicht und Kreativität durch das souveräne Verständnis ihrer Traditionen und ihres Glaubens ausdrücken. Dies wird eine Plattform für eine ehrliche und informierte Debatte ermöglichen und eine Brücke auf sicheren Fundamenten schlagen.