Wichtige Stellungnahmen zum Kindesmissbrauch

Liebe Freunde,

Unser Gebet für Europa wird immer dringender und notwendiger. Die Vorbereitungszeit auf Ostern wird überschattet von Schreckenstaten einiger weniger, die das Vertrauen vieler zerstören: Die Missbrauchsdiskussion reißt in den mitteleuropäischen Ländern nicht ab.

Aus allem kann man etwas lernen. Vielleicht müssen wir uns hier fragen: Haben wir uns um die Priester, um unsere Pastoren genug gekümmert? Zeigen wir ihnen, dass wir sie brauchen, dass wir für ihre Arbeit dankbar sind? Sind wir auch menschlich für sie da – oder überlassen wir sie der Einsamkeit? Was macht ein Priester wenn an einem Sonntag Abend der Trubel vorbei ist? Ist er einsam und sitzt vor dem Fernseher – oder ist er von Menschen umgeben und bei einer Familie zu Hause eingeladen?

In diesem Europabrief dürfen wir Ihre Aufmerksamkeit auf einige Highlights aus der Missbrauchs-Diskussion in Deutschland lenken.

Bitte beten Sie weiter für ein christliches Europa – unser Gebet ist bitter nötig.

Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaft auferstanden.

Gesegnete Ostern!

Ihr Europa für Christus – Team

 

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(Cicero) Constantin Magnis im Gespräch mit Hans-Ludwig Kröber, Deutschlands bekanntestem Kriminalpsychiater:

„Man wird eher vom Küssen schwanger, als vom Zölibat pädophil“

Frage: Laut einer Zählung des SPIEGEL sind seit 1995 insgesamt mindestens 94 Verdachtsfälle von Missbrauch durch Kleriker und Laien bekannt geworden...: „Also, wenn Der Spiegel mit 94 Tatverdächtigen in 15 Jahren kommt, dann ist das für jemanden der sich kriminologisch ein bisschen auskennt eine verblüffend geringe Zahl. Das hieße, dass das aktuelle Risiko des sexuellen Missbrauchs in Einrichtungen der katholischen Kirche noch viel geringer ist, als ich das zuerst vermutet hätte. Im Jahr werden durchschnittlich etwa 15.000 Fälle von Kindesmissbrauch polizeilich gemeldet.“

Frage: Sind sie selber eigentlich katholisch?

„Nein. … [Aber] meine Aufenthalte als Experte im Vatikan und in der Deutschen Bischofskonferenz [haben mich] schon sehr beeindruckt. Ich habe viele Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Institutionen, auch weil ich mich mit anderen Wissenschaftlern und Forschungsgruppen austausche, und die Bischöfe im Vatikan, die sich mit diesem Thema beschäftigten, waren die klügste und aufmerksamste Gruppe, vor der ich zum Thema sexueller Missbrauch jemals gesprochen habe.“

http://cicero.de/97.php?ress_id=9&item=4907

31. März 2010

 

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(kath.net) Ein Opfer familiären Missbrauchs schreibt:

„Wir Missbrauchsopfer müssen soviel Kraft (die die wenigsten von uns haben) selber aufwenden, um z.B. richtige Therapien und Hilfen für ein einigermaßen normales Leben zu bekommen. Wir sind immer in der Situation, den Missbrauch selber beweisen zu müssen und werden oft als Lügner hingestellt! Wir werden allein gelassen. Wir haben oft keine Lobby.
Geht es den Medien wirklich um die Opfer selbst, oder werden hier die Opfer wieder missbraucht, um ein ganz anderes Ziel zu erreichen?
Zahlen, die das Kriminologische Institut Hannover nennt, nämlich, dass Jahr für Jahr etwa 1 Millionen Kinder missbraucht werden (in neun von zehn Fällen sind es Mädchen), lässt die Einseitigkeit der Medien im Kampf gegen Missbrauch sehr gut erkennen. Was da in Familien passiert (und verschwiegen wird), ist der reinste Horror und überwiegt bei Weitem prozentual die Zahlen der Missbräuche in katholischen Einrichtungen.“

http://www.kath.net/detail.php?id=26186

 

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(Tagesanzeiger) Generalvikar Roland Trauffer, Bistum Basel, im Interview:

„Gesellschaft krankt an deregulierter Sexualität“

Frage: Ausgerechnet katholische Priester vergehen sich an jungen Menschen sexuell. Wie will da die Kirche noch glaubwürdig argumentieren und agieren?

„Man muss zur Schuld stehen und neue möglichst verhindern. Aber es wird nie, auch ausserhalb der Kirche, eine moralische Instanz ohne Fehlleistungen geben. Weil der Mensch nie ohne Sünde ist. Trotzdem braucht es moralische Instanzen. Das Ziel kann also nur sein, dass man mit Fehlleistung oder Sünde glaubwürdig umgeht.“

Frage: Aus der Kirche austreten? „.. ich bitte zu bedenken, dass man uns ja den noch grösseren Abgrund ausserhalb der Kirche verschweigt. Bedenkt man den mit, müsste man eigentlich aus der Gesellschaft austreten!“

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Gesellschaft-krankt-an-deregulierter-Sexualitaet/story/13202704

31. März 2010

 

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(Frankfurter Allgemeine Zeitung) Manfred Lütz schreibt zum Thema „Die Kirche und die Kinder“:  „…Bevor sich Jan Carl Raspe in die RAF verabschiedete, pries er 1969 im „Kursbuch“ die Kommune 2, in der Erwachsene Kinder gegen deren Widerstand zu Koitierversuchen brachten. Bei den Grünen gab es 1985 einen Antrag auf Entkriminalisierung von Sex mit Kindern, und noch 1989 erschien im renommierten Deutschen Ärzteverlag ein Buch, das offen für die Erlaubnis von pädosexuellen Kontakten warb. In diesen Zeiten wurde insbesondere die katholische Sexualmoral als repressives Hemmnis für die „Emanzipation der kindlichen Sexualität“ bekämpft. … Was immer man schließlich von der katholischen Sexualmoral halten mag, sie war jedenfalls auch in Zeiten der Verharmlosung von Pädophilie für jeden, der sich daran hielt, ein Bollwerk gegen Kindesmissbrauch. …“

11. Februar 2010

 

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(Kath.net) Peter Seewald schreibt „Hört auf damit! Denkt nach!“

"Wir sind entsetzt über Fehlentscheidungen, über falsches Verhalten. Aber das wird uns nicht daran hindern, genau hinzusehen, zu differenzieren, unseren Verstand zu benutzen…

Über 220 Millionen Kinder werden nach Angaben von UNICEF weltweit jährlich zum Sex gezwungen. Das geschieht nicht im „Dunkelraum Kirche“. Der Kinderschänderring von Belgien, die vor Jahren Aufsehen erregte, bestand nicht aus Priestern und Ordensleuten, sondern aus Politikern und Managern. Täglich werden in Deutschland hundertausendfach pornografische Kinderbilder aus dem Internet heruntergeladen.

Diese Täter leben nicht zölibatär. Und das Problem der Pornografisierung einer ganzen Gesellschaft, die Kinder bereits am Schulhof trifft und auch Erwachsene ins Grauen führt, ist keine Folge von kirchlicher Sexualmoral, sondern von deren Abhandenkommen. Sollte eine Gesellschaft nun nicht auch darüber nachdenken, welche Kultur wir da pflegen, was wir mit unseren Kindern machen, dass sie immer mehr gestört, kaputt, beziehungsunfähig geworden sind?

Von dem Crash des Vertrauens, ausgelöst durch sündhafte, kranke Priester und Ordensleute, kann niemand zur Tagesordnung übergehen. Es ist eine Zeit der Passion, und was nicht auf Fels gebaut ist, muss einstürzen. Aber in jeder Katharsis liegt auch eine Chance. Der Papst selbst hatte zu Beginn seiner Amtszeit von einer Reinigung gesprochen, die für die Kirche unerlässlich ist. Sie muss vom Keller bis zum Dach führen. Sie sollte kein Zimmer auslassen und so gründlich sein wie die Reinigung von gesäuerten Broten vor Beginn von Pessach."

15. März 2010