Liebe Freunde und Leser unseres Europabriefes!
Der vorliegende Text ist eine Zusammenfassung eines Kapitels aus dem Buch „Exiting a Dead End Road. A GPS for Christians in Public Discourse“.
Erzbischof Charles Chaput von Denver ist einer der profiliertesten amerikanischen Bischöfe und auch außerhalb der katholischen Welt ein gefragter Autor und Redner.
In seinem Beitrag setzt er sich mit dem Phänomen des Relativismus als Gefahr für unsere „westlichen Werte“ auseinander. Lesen Sie eine Zusammenfassung seines Artikels oder laden Sie sich hier den vollständigen Text herunter.
Für Ihr Eintreten für ein christliches Europa und Ihr unterstützendes Gebet ein herzliches Vergelt´s Gott!
Ihr Europe for Christ- Team!
Demokratie vs. Relativismus: Warum der radikale Säkularismus eine Bedrohung für unsere Gesellschaft darstellt.
Von Erzbischof Charles J. Chaput, Denver
Zwei der größten Unwahrheiten in der Welt von heute sind die Behauptungen, dass das Christentum von geringer Bedeutung für die Entwicklung des Westens gewesen sei und dass die westlichen Werte und Institutionen ohne eine Verankerung in den christlich moralischen Grundsätzen aufrechterhalten werden könnten.
Die westlich zivilisierte Welt kann nicht losgelöst von ihrem zweitausendjährigen christlichen Kontext verstanden werden, in welchem sie sich entwickelt hat. Ein Volk, das seine Geschichte nicht kennt, kennt sich selbst nicht. Menschen, die vergessen wer sie sind, können leicht manipuliert werden. Unsere Gesellschaften sind von Geburt her christlich, und ihr Überleben hängt vom weiteren Bestand christlicher Werte ab. Unsere Hauptprinzipien und politischen Institutionen basieren in großem Maß auf der Moral des Evangeliums, der christlichen Sicht des Menschen, des Staates und der Würde der menschlichen Person. Entfernt man Christus, so entfernt man die einzig vertrauenswürdige Grundlage unserer Werte, Institutionen und Lebensweise. In der Welt von heute werden die Geschichte der Kirche und das Erbe der “westlichen” Gesellschaft verdrängt. Die Gleichgültigkeit gegenüber unserer christlichen Vergangenheit aber trägt nicht zur Verteidigung unserer Werte und Institutionen in der Gegenwart bei.
Der Relativismus ist zur Zivilreligion und allgemein verbreiteten Philosophie des Westens geworden. Angesichts des Pluralismus der modernen Welt neigt unsere Gesellschaft dazu, zu behaupten, dass niemand als Einzelner oder Gruppe ein Monopol an der Wahrheit besäße und alle Kulturen und Religionen als gleichberechtigt und gleich gültig respektiert werden sollten.
In der Praxis sehen wir jedoch, dass unsere politischen Institutionen und Sprache ohne das Vertrauen in feste moralische Grundsätze und eine transzendente Wahrheit zu einem Instrument im Dienste einer neuen Barbarei werden. Im Namen der Toleranz tolerieren wir die schlimmste Intoleranz. Der Respekt für andere Kulturen führt oft zur Herabwürdigung unserer eigenen Kultur. Die Vorstellung von “Leben und leben lassen” dient als Rechtfertigung der Starken auf Kosten der Schwachen zu leben. Abtreibung, Kindstötung und Euthanasie, Embryonenforschung und eugenische Versuchungen zielen auf die Beseitigung der Armen ab, der Behinderten und der schwachen älteren Menschen. Ohne ein Fundament in Gott oder eine höhere Wahrheit können unsere demokratischen Institutionen sehr leicht zu Waffen gegen die Schwachen und unsere eigene menschliche Würde werden. Die Menschenrechte kommen von Gott und der Staat sollte existieren, um die Rechte des Menschen zu schützen und sein Gedeihen zu befördern, aber er kann niemals die Quelle solcher Rechte sein. Maßt sich der Staat für sich selbst eine solche Gewalt an, kann sogar selbst eine Demokratie totalitär werden, nämlich dann, wenn der Wille der Mächtigen und Starken sich das Gesetz so zurechtlegt, dass damit die Schwachen zu beseitigt werden.
Die christlichen Überzeugungen, die den säkularen Westen im höchsten Maße irritieren, sind jene, welche die Abtreibung, die Sexualität und die Ehe zwischen Mann und Frau betreffen. Diese Überzeugungen bringen die Wahrheit über den Sinn menschlicher Fruchtbarkeit, seines Daseins und seiner Bestimmung zum Ausdruck. Diese Wahrheiten muten rebellisch an in einer Welt, die uns glauben machen möchte, dass Gott unnötig sei und das menschliche Leben keinen ihm innewohnenden höheren Sinn besäße. Das ist die Kultur des Todes. Von daher versteht sich, warum die Kirche bekämpft und bestraft werden muss, eben weil sie sich für das umfassende Leben einsetzt. Deshalb wird sie aber auch als widerspenstigste und gefährlichste Häretikerin der neuen Weltordnungspolitik angesehen.
Die Kirche ist dazu aufgerufen, eine Glaubensgemeinschaft des Widerstandes zu sein. Wir müssen die Dinge bei ihrem wahren Namen nennen. Wir müssen die Missstände bekämpfen, die wir sehen. Wir müssen das wirklich glauben, von dem wir behaupten, dass wir es glauben. Dann müssen wir dieses mit dem Zeugnis unseres eigenen Lebens bezeugen. Überzeugt von der Wahrheit des Glaubens, sollten wir Feuer und Flamme sein, nach diesen Wahrheiten zu leben, diese Wahrheiten zu verteidigen, auch bis hin zu dem Punkt, wo wir selbst Ausgrenzung erfahren und leiden müssen. Die Lektion des 20.Jahrhunderts besteht darin, dass es keine billig verdiente Gnade gibt. Dieser Gott, an den wir glauben, liebte die Welt so sehr, dass er seinen einzigen Sohn sandte, um für diese zu leiden und zu sterben. So fordert er uns heraus, ebenso mutig und opferbereit zu leben, wie uns das von Jesus Christus gezeigt worden ist.
Freie Menschen, wie es Christen in der Tat sind, können nicht frei bleiben ohne religiösen Glauben und die Tugenden, die diesen stützen. Trennung zwischen Kirche und Staat heißt nicht, das öffentliche Leben auf radikale Weise zu säkularisieren. Der Begriff “freedom of worship” oder Bekenntnisfreiheit ist eine ziemlich restriktive Vorstellung, die heutzutage oft politisch benützt wird. Aber unsere Gründerväter hatten nicht die Absicht, die Religion aus dem öffentlichen Raum und den öffentlichen Angelegenheiten zu verbannen.
Sie wollten den Bürgern die Freiheit garantieren, ihren Glauben öffentlich und entschieden leben zu können, und auch, ihre religiösen Überzeugungen bei der Schaffung einer gerechten Gesellschaft einzubringen. Religionsfreiheit beinhaltet das Recht, zu predigen, zu lehren, sich zu versammeln, sich zu organisieren, sowie die Gesellschaft und die öffentlichen Angelegenheiten prägen zu wollen – und dies sowohl als Individuen als auch im Zusammenschluss als Glaubensgemeinschaften. Das bedeutet freie Ausübung der Religion.
Lesen Sie hier den vollständigen Text von Erzbischof Chaput auf Englisch.
Der Text ist ein Beitrag aus der Publikation „Exiting a Dead End Road. A GPS for Christians in Public Discourse“ (2011, Kairos Publications, herausgegeben von Gudrun and Martin Kugler). Sie können das vollständige Buch als eBook oder im Hardcover-Format erwerben. – zur Beschreibung und den Verkaufsbedingungen klicken Sie bitte hier.