Veröffentlichung des Berichts über Diskriminierung von Christen in Europa 2011

19. März 2012. Das Dokumentationsarchiv für Intoleranz gegen und Diskriminierung von Christen in Europa veröffentlicht einen umfassenden Bericht über das Jahr 2011. Dieser Bericht porträtiert die wichtigsten Entwicklungen im Bereich Religionsfreiheit und schildert eine Vielzahl von Fällen. Der Bericht enthält Statistiken sowie eine Analyse der Diskussion über die Bedeutung von Religionsfreiheit in Europa. Er ist auf Englisch erhältlich: Kostenloser Download (.pdf)

Die Leiterin des Dokumentationsarchivs, Gudrun Kugler erklärt: “Studien zeigen, dass 85% aller anti-religiös motivierten „hate crimes“ gegen Christen gerichtet sind. Diese Tatsache darf in der öffentlichen Debatte nicht totgeschwiegen werden! Wir dokumentieren auch eine Reihe beruflicher Einschränkungen von Christen: Die restriktive Auslegung von Gewissensfreiheit führt allmählich dazu, dass Berufe wie Standesbeamter, Arzt, Krankenschwester und Hebamme oder Apotheker für Christen nicht mehr ausübbar werden. Lehrer und Eltern geraten in Schwierigkeiten, wenn sie mit staatlich festgelegter Sexualmoral nicht einverstanden sind. Unsere Recherchen zeigen, dass Europa nur durch einen fairen Umgang mit Religionen, und insbesondere mit dem Christentum, seiner Ausrichtung auf  Freiheit gerecht werden kann."

Entwicklungen auf dem Gebiet der Religionsfreiheit im Jahr 2011

Im Jahr 2011 war das Thema Religion aus verschiedenen Anlässen in der Öffentlichkeit präsent. So zum Beispiel durch den norwegischen Mörder Andres Breivik, den man sogleich als „christlichen Fundamentalisten“  bezeichnet hatte: eine leichtfertig geäußerte und falsche Behauptung, die weltweit von den Medien übernommen wurde. Anti-christliche Vorurteile fühlten sich offenbar durch ein postuliertes christliches Äquivalent zum muslimischen Terrorismus endlich bestätigt.

 Ein positiver Akzent war eine Resolution der Parlamentarischen Versammlung der OSZE: Die OSZE hatte schon mehrfach einen größeren Schutz von Christen in Europa eingefordert. Im Juli 2011 erklärte die Parlamentarische Versammlung, dass die Staaten ihre Gesetze auf mögliche negative Auswirkungen für Christen untersuchen sollten.

Ein großer Erfolg des Jahres 2011 war der Fall „Lautsi“ am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Die Große Kammer des Gerichtshofs revidierte das ursprüngliche Urteil der ersten Instanz gegen die Präsenz des Kreuzes in der Öffentlichkeit mit folgender Begründung: Kreuze in den Klassenräumen staatlicher italienischer Schulen haben als Symbol der Mehrheitsreligion auch im schulischen Bereich eine visuelle Berechtigung. Die Präsenz des Kreuzes verletze nicht die Religionsfreiheit der laizistischen Eltern.

Zusammenfassung des Berichts 2011

1.  Das in der westlichen Welt verbreitete Phänomen der sozialen Ausgrenzung von Christen und die Verletzung ihrer Rechte lässt sich am treffendsten als Intoleranz und Diskriminierung von Christen bezeichnen. Obwohl es im eigentlichen Sinne eine Form der Verfolgung darstellt, bezeichnen wir sie nicht als solche, um Verwechslungen mit anderen, gewalttätigeren Ausprägungen des Phänomens zu vermeiden.

2. Statistiken zeigen die Tragweite des Problems: 74% der in Großbritannien befragten Kirchgänger meinen, dass Christen häufiger als Anhänger anderer Religionen diskriminiert werden. 84% des Vandalismus in Frankreich richtet sich gegen christliche Gebetsstätten. In Schottland wurden  95% aller anti-religiös motivierten Gewalttaten gegen Christen verübt.

3. Die Parlamentarische Versammlung der OSZE fordert einen öffentlichen Dialog über Intoleranz und Diskriminierung gegen Christen in Europa und empfiehlt die Überarbeitung von Gesetzen mit möglichen negativen Auswirkungen für Christen.

4. Im Jahr 2011 meldeten sich zahlreiche Institutionen zu Wort, um auf die zunehmende Intoleranz gegenüber Christen aufmerksam zu machen und eine positive Veränderung einzumahnen.

5. Das Dokumentationsarchiv recherchierte und dokumentierte im Jahr 2011 180 Vorfälle von Intoleranz und Diskriminierung von Christen. Diese Fälle werden im Bericht 2011 unter den folgenden Kategorien aufgeführt: Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit, Gewissensfreiheit, diskriminierende Gleichstellungspolitik, Ausgrenzung von Christen aus dem sozialen und politischen Leben, Repressalien gegen christliche Symbole, Diffamierung, negative Stereotypisierung, Hate crimes (Hassdelikte), Vandalismus und Schändung.

 

Interessante Zitate aus dem Jahr 2011

„Leider trifft man in politischen und kulturellen Kreisen ebenso wie in den Medien bestimmter, meist westlicher Länder auf  eine Geringschätzung der Religion und manchmal auf Feindschaft oder sogar Verachtung gegenüber dem Glauben. Diese Haltung richtet sich insbesondere gegen Christen.“ Papst Benedikt XVI. 10. Januar 2011

„Das Recht, an religiösen Überzeugungen festzuhalten und nach seinem Glauben zu handeln, wird dem Recht, nicht gekränkt zu werden, gegenübergestellt und zieht den Kürzeren… das Gesetz ist aus dem Gleichgewicht geraten. Es schützt in keiner Weise mehr die Freiheit des Gläubigen, sondern die Interessen derer, die sich diskriminiert fühlen… Das ist ein ungesundes Ungleichgewicht, das bereinigt werden muss - wenn nicht durch die Gerichte, dann vom Parlament.“ The Daily Telegraph (editorial), 18. Januar 2011

„Es ist bermerkenswert, wie intolerant sich die Atheisten gegenüber Gläubigen verhalten.“ Lord Chris Patten, Ex-EU-Kommissar, 12. April  2011

“Der Versuch, das derzeitige System von Gleichheit und Antidiskriminierung Religionsgemeinschaften aufzuzwingen, ist eine Erosion religiöser Freiheit.” UK Chief Rabbi Lord Sacks, 4. Juli 2011

“Wir müssen ein Land schaffen, in dem die Menschen ungeniert stolz auf ihren Glauben sein können, wo sie das Gefühl haben, ihren Glauben nicht verstecken zu müssen. Wir müssen stolz auf das Christentum sein, nicht es herabstufen.” Ministerin Sayeeda Hussain Warsi, britisch-pakistanische Muslimin und jüngstes Mitglied des House of Lords, 1. November 2011

 

Details und weitere Zitate finden Sie im Bericht 2011 bzw. auf unserer Webseite.